Das thurgauische »Zeichen der Erinnerung«

für die Opfer von fürsorgerischen Zwangs­massnahmen und
Fremd­platzierungen sowie für die Betroffenen von Medikamenten­tests

Die nachstehenden Zitate aus Gesprächen mit Personen, die von für­sorgerischen Zwangs­massnahmen, Fremd­platzierungen oder Medikamenten­tests betroffen waren, sind der Publikation »Karolin Bräg, Zeichen der Erinnerung«, entnommen.

Anlässlich der Einweihung vom 28. Oktober 2023 wurden einzelne Zitate live vorgetragen.

Nachzuhören hier:

  • Ein Leben lang konnte ich über diese Dinge nicht sprechen.
  • In der Schule ist man Aussenseiter. In der Familie ist man nicht das eigene Kind. Man steht überall quer in der Landschaft.
  • Es gab keine Geborgenheit.
  • Als sich Karl das Leben nahm, da bin ich aufgewacht. Alle zwölf Tabletten hab ich auf den Tisch geworfen und gesagt: »Jetzt ist Schluss. Die nehm ich nie wieder. Ich will leben.«
  • Es gab kein Raus aus dem Ganzen. Emotional ist alles kaputt. Wie wollen sie das wieder­gut­machen?
  • Ich schaue nicht einfach zu, wenn jemandem Unrecht geschieht. Dafür landete ich oft im Arrest.
  • Ich habe nie aufgegeben. Den Löffel immer wieder aufgehoben.
  • Wir waren entrechtet und entwürdigt. Die Bilder bring ich nicht mehr aus meinem Kopf.
  • Vergessen? Was ist das? Das kannst du nicht vergessen. Viele Angstzustände, unendliche Schreie…
  • Dass Menschen nicht an einem Experiment teilnehmen, sondern zum Experiment gemacht werden, darin liegt für mich das Vergehen.
  • Misshandlungen, auf dem Scheit knien, sexueller Miss­brauch ... Ich dachte immer, ich hätte besonders Pech gehabt.
  • Man konnte nicht zum Lehrer, nicht zum Pfarrer, nicht zur Pflegemutter, nicht zum Vormund. Es enstand eine hundert­prozentige Isolation. Das wird man nie mehr los.
  • Wenn Repressalien kamen, habe ich mich bis an die Grenzen gewehrt. Mit dreizehn kam ich ins Heim. Ich dachte, ich hätte schon alles erlebt. Es wurde die Hölle.
  • Die Isolation – sie ist ein Ungeheuer.
  • Man hat mir die Würde genommen, als man mir mein Kind nahm. Ich wusste nicht einmal, ob es ein Bub oder ein Mädchen war.
  • In den Akten summieren sich die Aussagen. Egal ob wahr oder unwahr. Man schleppt sie zu jeder neuen Stelle mit. Den Akten glaubt man.
  • Fuss fassen – irgendwo.
    Akzeptiert werden – irgendwo. Ein existenzfähiges Leben aufbauen – irgendwo.
  • Die Medikamente, die ich erhielt, waren verbotene Substanzen. Aber ich konnte es damals nicht wissen.
  • Wie behandelt man einen Menschen gegen seinen Willen, ohne seine Würde zu tangieren?
  • Ich will nicht als unmündiger Mensch enden, nicht so, wie mein Leben begonnen hat.

Karolin Bräg, Zeichen der Erinnerung

Die Publikation »Karolin Bräg, Zeichen der Erinnerung« kann über den Buchhandel bezogen werden.